Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf der Warnow am 11. Juli

Geschrieben am 12.07.2020 in Kanutagebuch (2020) —   Warnow (Geändert am 23.07.2020)

vor dem Start in Rühn

vor dem Start in Rühn

Das Holzkanu wird gepackt

Das Holzkanu wird gepackt

Am Samstag, den 11. Juli fahre ich zusammen mit Katrin nach Rühn bei Bützow. Wir wollen die umliegenden Kanu-Einsetzstlellen kontrollieren und natürlich auch auf der Warnow paddeln.

Um nichts organisieren zu müssen, schlage ich vor, in Rühn beim Biwakplatz einzusetzen und die Warnow aufwärts etwa bis Baumgarten zu paddeln. Das wären pro Richtung etwa acht Kilometer, und sofern die Strömung normal ist, hätten wir etwa 4,5 Stunden zu paddeln, plus Pausen.

im Altarm der Warnow bei Rühn

im Altarm der Warnow bei Rühn

Wir sind bald nach unserer Ankunft startklar. Nur ein weiteres Fahrzeug steht hier an der Kanu-Einsetzstelle im Warnow-Altarm, so dass wir die Hoffnung hegen, dass es nicht so voll werden wird heute auf diesem Abschnitt der Warnow. Es ist noch recht kühl, und der Wind ist lebhaft, wie es vorher gesagt worden war. 

Schon hier verwöhnt uns die Natur mit vielfältigen Eindrücken: aus dem Schilf gegenüber rufen etliche Rohrsänger, und aus den Erlen über uns und um uns herum hören wir den melodischen Gesang einiger Mönchsgrasmücken.

auf der Warnow bei Bützow - Rühn

auf der Warnow bei Bützow - Rühn

Der Altarm ist wie meistens recht stark verkrautet. Kanadische Wasserpest hat fast das gesamte Gewässer zugewuchert. Ansonsten paddeln wir vorsichtig an Seerosen vorbei, und einige Baumhindernisse möchten umkurvt werden.

Als wir auf den Hauptarm der Warnow gelangen, erkennen wir am Ufer gegenüber jemanden, der irgend etwas fängt oder einsammelt. Ich denke, es ist ein Angler, der Köderfische fängt. 

Langsam paddeln wir gegen leichte Strömung die Warnow aufwärts. An den Ufern herrscht diese hochsommerliche Pracht, die mir zeigt, dass sich die Pflanzenwelt nun auf dem Höchststand ihrer Entwicklung befindet, zumindest, was ihre Schönheit anbetrifft: kleine weiße Blüten leuchten an der Brunnenkresse, die fast überall am Ufer im Wasser schwimmt. Fast immer daneben blüht auch Sumpfkresse, Seerosen haben hier in der Warnow an vielen Stellen übergroße Schwimmblätter ausgebildet, und die gelb blühenden Teichrosen haben noch viele nicht aufgeblühte Knospen im Angebot, so dass uns der Sommer noch lange durch prächtige Wasserpflanzen wird verwöhnen können. Es gibt auch Blutweiderich, Ziest und Weidenröschen zu bewundern.

üppige Natur an der Warnow

üppige Natur an der Warnow

Es herrscht recht böiger Wind, der uns meistens frontal trifft oder unser Holzkanu seitlich abzudrücken versucht. Insofern haben wir durchaus ganz gut zu tun, um trotzdem ordentlich vorwärts zu kommen. 

Der Gesang vieler Vögel begleitet uns beständig, und das genießen wir sehr. Ansonsten gibt es weder Straßen - noch Stadtlärm. Nach wir eine Weile gepaddelt sind, benötigen wir eine Zwischen-Anlandung. Ein kahles Ufer unter einer Gruppe von Erlengehölzen bietet sich für unser Vorhaben an. Wir sind noch etwa 120 Meter entfernt, und ich erkenne die Stelle von vergangenen Ausflügen wieder. 

Zu meiner Freude läuft auf dem Ufer etwas umher, und es sieht wie ein Flussuferläufer aus. Ich teile Katrin meine Beobachtung mit, und sie bestätigt meine Vermutung mit einem Blick durchs Fernglas. Sogar einen zweiten kann sie daneben entdecken. Während wir uns nähern, fliegen sie natürlich auf und finden vorübergehend einen anderen Platz.

Anlegemöglichkeit an der Warnow bei "Großes Bruch"

Anlegemöglichkeit an der Warnow bei "Großes Bruch"

Während wir uns die Beine vertreten, beginnt zu unserer großen Freude ein Pirol im Gehölz um uns herum zu singen. Er muss ganz nah sein und nicht so hoch. Dann hören wir noch einen zweiten. Der ruft etwas entfernt, hört sich aber recht merkwürdig an. Gerade, als ich denke, das wäre womöglich ein Eichelhäher, lässt er kurz seinen Original-Ruf ertönen und "pirolisiert" dann weiter. Ha! Ertappt...

Als Pirol-Nachahmer erlebte ich bisher: Amsel (partitionsweise), Singdrossel mit Verwechslungspotenzial sowie Stare. Und neuerdings eben auch den Eichelhäher. 

kleine Pause an der Warnow

kleine Pause an der Warnow

Wir halten uns aber nicht lange auf und sitzen bald wieder im Kanu. Weiterhin hören wir Rohrsänger, Eichelhäher, Pirol, Singdrossel und ganz weit entfernt sogar Kraniche. Dorn - und Mönchsgrasmücken sind ebenfalls laut und deutlich zu vernehmen, und wir dürfen immer wieder zwischendurch das laute Trällern eines Zaunkönigs vernehmen. 

Während wir weiterhin gegen böigen Wind und leichte Strömung in Richtung Baumgarten paddeln, begegnen uns immer wieder Greifvögel: mal ist es eine Weihe, mal ein Rotmilan, mal ein Mäusebussard. Immer sind sie zu schnell weg, um ein brauchbares Foto machen zu können. Wir genießen unsere Erlebnisse aber auch so.

Abflug eines Neuntöters

Abflug eines Neuntöters

An den umgestürzten Bäumen haben sich über die Jahre wahre Kolonien von Sumpfstauden und Schwimmpflanzen angesiedelt. Man könnte fast von Halbinseln reden. Hoch aufragende Baumkronen-Reste dienen so manchem Hopfen als Kletterhilfe. Diese Standorte liebt auch der "Bittersüße Nachtschatten", der hier weit verbreitet ist und bereits kräftig violett blüht.

Zu meiner großen Freude ertönt völlig unerwartet der Ruf eines Rohrschwirls. Leider bricht er bald ab und verlegt seinen Standort. Entlang der Eisenbahnschienen gleitet langsam ein Rotmilan. Der hält wohl nach Tieren Ausschau, die durch Kollision mit der Bahn ihr Leben lassen mussten.

Bereits aus der Ferne entdecke ich einen Neuntöter auf einem kahlen Ast. Als wir uns für ein Foto genügend genähert haben, fliegt er leider auf, so dass ich nur noch seinen Abflug aufnehmen kann.

Erlengehölze an der Warnow

Erlengehölze an der Warnow

Eine kleine Familie kommt uns in einem Kajak und einem Canadier entgegen. Man grüßt sich entspannt und freundlich. Wir benötigen dringend eine Pause und suchen festes Ufer zum Anlegen, möglichst an einem sonnigen Platz, der auch noch Windschutz bieten sollte. Eine frisch gemähte Wiese mit ein paar Baumgruppen bietet sich an. Das Ufer sieht fest aus, ist auch nicht zu hoch. In der Praxis erweist es sich dann aber doch als eher C-Qualität.

Da wir unsere Sachen nicht über die Wiese zu den schützenden Baumgruppen schleppen möchten, bleiben wir in Ufernähe und nutzen den Anglerschirm als Windschutz. Schatten benötigen wir nicht, denn dafür ist es zu kühl.

Wir lassen uns das mitgebrachte Essen gut schmecken und genießen unsere Pause. Eine Gruppe von Mietbootfahrern kommt vorbei gepaddelt. Wir wundern uns, dass einige Herren bei dem kühlen Wetter mit blankem Oberkörper unterwegs sind.

Bevor wir selbst wieder ins Kanu steigen, können wir sogar noch etwas Kaffee aus der Thermoskanne genießen.

 

Pause am Ufer der Warnow

Pause am Ufer der Warnow

Wir paddeln noch ein gutes Stück aufwärts, wobei die Strömung etwas zunimmt. Als wir am Biwakplatz Baumgarten vorbei kommen, finden wir dort mehrere große Zelte vor sowie etliche Leute, die wohl bereits dort übernachtet und dem Alkohol zugesprochen haben. Wir werden aber mit durchaus netten Kommentaren begleitet, während wir weiter paddeln. Dort wollten wir eigentlich Pause machen und sind froh, uns vorher bereits anders orientiert zu haben.

neuer Schwimmsteg an der Umtragestelle in Eickhof

neuer Schwimmsteg an der Umtragestelle in Eickhof

Wir paddeln noch weiter aufwärts, bis wir die Häuser des Dorfes Warnow am hohen linken Talrand sehen. Nach einem ausgiebigen Blick in die Runde wenden wir unser Holzkanu und mit leichter Strömung sowie etwas Rückenwind geht es dann nach Rühn zu unserem Auto zurück. Zeitweise kann ich etwas Wind mit meinem großen Schirm einfangen.

Auch unserer Rücktour begleiten uns viele Vögel mit ihren Rufen und ihrem Gesang, und für kurze Zeit ist sogar ein Schlagschwirl zu hören. Von Zeit zu Zeit regnet es etwas, und da paddle ich einfach unter dem großen Schirm. Auch Kraniche sind weiterhin in der Ferne zu hören. An mehreren Stellen fliegen Flussuferläufer auf, um gleich darauf an anderer Stelle wieder zu landen. Ich halte sie für Jungvögel, da sie zu zweit oder mehreren unterwegs sind. Einer setzt sich sogar zwischendurch mal auf einen kahlen Ast, der über der Warnow steht! So etwas habe ich bisher noch nicht gesehen.

Nachmittags begutachten wir noch Einsetzstellen, Umtragestellen und den Wasserwanderrastplatz in Bützow, das ja ganz nahe an Rühn liegt. Danach fahren wir zu unserem Quartier zurück. 

Geschrieben in Kanutagebuch (2020)